Identität durch Inspiration:
Ein Interview mit Architekt Sebastian Metz

Zu Beginn jedes Bauvorhabens benötigt es Ideen: „Wir setzen uns viel mit den Wünschen unserer Bauherren auseinander und versuchen, deren Träume zu realisieren und diese mit unseren Ideen in Einklang zu bringen.“

Sebastian, wann bist Du zum ersten Mal mit Architektur in Berührung gekommen?

Mein Onkel Otto Metz war Architekt und durch ihn kam ich sozusagen mit dem Beruf des Architekten erstmals in Berührung. Schon als kleiner Junge, ich müsste zehn Jahre alt gewesen sein, durfte ich ihm beim Zeichnen über die Schulter schauen. Dazu gibt es auch eine lustige Anekdote: Ich habe damals meinen Papa gefragt, was mein Onkel Otto denn da genau tue, worauf er mir antwortete, dass mein Onkel von Beruf Architekt sei, er Häuser entwirft und damit sein Geld verdient. Meine Antwort war: „Na, wenn man mit so ein paar Strichen Geld verdienen kann, dann möchte ich auch mal Architekt werden.“ (lacht) Natürlich wurde mir später klar, dass es nicht nur ein paar Striche sind. Aber der Funke wurde damals sicher in mir entfacht; dass man etwas erschaffen kann, was zunächst auf dem Papier entsteht. Mein Onkel hat mich in meinem Werdegang immer wieder unterstützt und mir diesen Weg ermöglicht. Deshalb war ich sehr traurig, als er im Dezember letzten Jahres verstorben ist. Um aber nochmal zur Frage zurückzukommen: Jeder von uns kommt täglich mit Architektur in Berührung und viele Dinge, die einem dabei begegnen, beeinflussen einen natürlich auch.

Sebastian, wann bist Du zum ersten Mal mit Architektur in Berührung gekommen?
2011 hast du Dein Studium an der Uni in Karlsruhe mit dem Diplom abgeschlossen. Wie hast Du diese Zeit in Erinnerung und wie ging es danach für Dich weiter?

2011 hast du Dein Studium an der Uni in Karlsruhe mit dem Diplom abgeschlossen. Wie hast Du diese Zeit in Erinnerung und wie ging es danach für Dich weiter?

Bereits während meines Studiums hatte ich in Landau als Werkstudent bei der Werkgemeinschaft Landau (Architekturbüro) gearbeitet. Nach dem Vordiplom wurde ich für ein Stipendium vorgeschlagen, was ich schließlich auch erhalten habe. Das war eine tolle Bestätigung meiner bisherigen Leistung. Da stellte sich aber auch erstmals die Frage: Gehe ich nun ins Ausland weiter studieren oder baue ich mir ein Netzwerk für meine Zukunft hier in der Pfalz auf. Ich entschied mich schließlich, mein Studium in Karlsruhe abzuschließen, und habe es bis heute nicht bereut. Denn es war die Grundsteinlegung für mein heutiges Architekturbüro. Um Architekt zu werden und sich in die Architektenkammer eintragen zu lassen, musste ich nach dem Studium für zwei Jahre ins AiP (Absolvent in der Praxis), welches ich wiederum in Landau bei der Werkgemeinschaft absolvierte. 2014 schließlich begann ich mit der Planung meines eigenen Büros. Dieser Wunsch stand mir im Prinzip seit Beginn meines Studiums klar vor Augen. 2015 bezog ich die heutigen Räumlichkeiten und ab da fiel der Startschuss in die Selbständigkeit.

„Es geht mir nicht um große Projekte, sondern um Einzigartigkeit,
Unverwechselbarkeit, Klarheit, Leidenschaftlichkeit, Menschlichkeit – das sind
Eigenschaften, die für mich wichtig sind.“

Mit Deinem eigenen Architektenbüro „IDEENREICH“ zeigst Du eine große Vielfalt an unterschiedlichsten Projekten. Sei es das Planen von neuen Objekten, das Renovieren von Geschäftsräumen bis hin zur Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden. Wie kann man Dich als Architekt für ein neues Projekt gewinnen?

Über diese Frage habe ich lange nachgedacht, denn sie ist gar nicht so einfach zu beantworten. Zu Beginn meiner Selbständigkeit freute ich mich natürlich über jede Anfrage. Auch aus wirtschaftlicher Sicht. Jedoch benötigt man schließlich auch die notwendigen Kapazitäten, wie zum Beispiel Mitarbeiter, um alles stemmen zu können. Ansonsten droht die Gefahr, dass die Qualität der Arbeit darunter leidet. Die Qualität steht für mich an erster Stelle, sie sollte niemals unter zu vielen Projekten leiden. Inzwischen habe ich gelernt, mehr zu selektieren. Für mich ist die Anfrage schon sehr entscheidend. Im letzten Jahr habe ich sehr viele Aufträge abgelehnt, weil sie zu unpersönlich gestaltet waren. Persönlichkeit ist mir nämlich sehr wichtig. Ich muss mich mit einem Projekt identifizieren können. Die Chemie muss stimmen. Es geht mir nicht immer um große Projekte, sondern es geht um Einzigartigkeit, Unverwechselbarkeit, Klarheit, Leidenschaftlichkeit, Menschlichkeit – das sind Eigenschaften, die für mich wichtig sind. Wenn Bauherren diese mitbringen, dann sind das schon einmal gute Voraussetzungen, um mich für ein neues Projekt gewinnen zu können.

Mit Deinem eigenen Architektenbüro „IDEENREICH“ zeigst Du eine große Vielfalt an unterschiedlichsten Projekten.

„Meine Mitarbeiter und ich stehen für wertiges Bauen, Vorhandenes und
Historisches zu erhalten sowie nachhaltig zu bauen.“

Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen? Auf was legst Du besonders Wert? Was liegt Dir bei Deinen Objekten besonders am Herzen?

Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen? Auf was legst Du besonders Wert? Was liegt Dir bei Deinen Objekten besonders am Herzen?

Wie bereits beschrieben, ist mir Identität und Authentizität sehr wichtig. Wenn man keine klare Richtung hat, dann steht man auch für nichts und die Echtheit geht dadurch verloren. Natürlich strebt man Wiedererkennung in seinen Werken an, man möchte aber auch nicht immer alles gleich bauen, sondern neue Dinge ausprobieren. Wir setzen uns viel mit den Wünschen unserer Bauherren auseinander und versuchen, deren Träume zu realisieren und diese mit unseren Ideen in Einklang zu bringen. Unsere Aufgabe ist, eine klare Struktur vorzugeben, was den Entwurf, den Ablauf, aber auch den Umgang im Miteinander betrifft. Meine Mitarbeiter und ich stehen für wertiges Bauen, Vorhandenes und Historisches zu erhalten sowie nachhaltig zu bauen, was wir beispielsweise durch den Einsatz von natürlichen Materialien oder durch Up-/Recycling erreichen.

Zu Deinem Portfolio gehört u.a. die Sanierung und der Umbau der evangelischen Lutherkirche in Pirmasens, wofür Du u. a. auch den GERMAN DESIGN AWARD und weitere Preise erhalten hast. Kannst Du uns etwas über das Projekt berichten?

Das war ein ganz besonderes Projekt für mich. Es war schon immer mein Wunsch, eine Kirche zu bauen oder zu sanieren. Ich hatte da etwas Glück, dass ich angesprochen wurde. Ich stand zu dieser Zeit mit der Landeskirche in Speyer in Kontakt. Schließlich wurde ich gefragt, ob ich Zeit und Lust hätte, das Projekt anzugehen, da aufgrund eines persönlichen Schicksals kurzfristig ein neuer Architekt für die Sanierung benötigt wurde. Mit der Bauherrin, Frau Dekanin Zimmermann-Geisert, hatte ich zudem eine tolle Partnerin und Fürsprecherin an meiner Seite. Es war trotzdem eine riesige Herausforderung für mich. Die erste Kirchensanierung, 800.000 Euro Bausumme und ein straffer Zeitplan von sieben Monaten Bauzeit. Die Kirche sollte zum Reformationstag 2017 (500 Jahre Reformation) fertig sein. Wir hatten die komplette Kirche entkernt, die Elektrik erneuert, eine moderne Beleuchtungstechnik integriert, Kirchenbänke durch eine Bestuhlung ersetzt sowie eine Fußbodenheizung installiert. Das war schon toll und hat viel Spaß bereitet. Es hat funktioniert und wir haben alles innerhalb der vorgegebenen Zeit realisiert und dabei auch das Budget eingehalten, was nicht immer selbstverständlich erscheint.

Sanierung und der Umbau der evangelischen Lutherkirche in Pirmasens

Bild links: © Stephan Baumann, www.bild-raum.com

Sanierung und der Umbau der evangelischen Lutherkirche in Pirmasens

© Stephan Baumann, www.bild-raum.com

Moderne mit Tradition

© Stephan Baumann, www.bild-raum.com

Bei diesem Auftrag hast Du Moderne mit Tradition verbunden. Ist dieser Mix bzw. diese Kombination Auftraggebern schwer zu vermitteln?

Ja, das ist in der Tat nicht so einfach. (lächelt) Die Entscheidungen gehen bei einer Kirchensanierung schnell in die Breite. Nicht nur die Dekanin entscheidet für die Kirche, sondern das gesamte Presbyterium. Hier gilt es, verschiedene Charaktere mitzunehmen, mit vielfältigen Ideen, Vorstellungen und Wünschen. Das war die große Herausforderung. Man muss mehrheitliche Entscheidungen finden, mit denen jeder im Endeffekt glücklich ist, und auch das haben wir geschafft. Gerade der Input und der Austausch so vieler Beteiligter macht hier den kreativen Prozess
aus. Die Kirche als Gotteshaus, aber auch als modernen, multifunktionellen Raum auszustatten und in die Zukunft zu führen, ohne dass sie ihren Charakter verliert – so konnten wir schlussendlich überzeugen.

„Für die Kontrolle am Bau, beispielsweise des Estrichs, sind eure
elektronischen Wasserwaagen, TECH 196, sehr praktisch und hilfreich. Die Kontrolle und
Abnahme spielt für mich eine wichtige Rolle, weil alle Gewerke nur innerhalb
gewisser Toleranzen weiterarbeiten können.“

Als Architekt musst Du ja auch viele Messungen durchführen. Welche Werkzeuge helfen Dir dabei und warum sind Dir qualitativ hochwertige Messmittel dabei so wichtig?

Alles beruht auf Maßen, Formen und Proportionen. Das Gezeichnete am PC müssen wir vor Ort umsetzen können. Das fängt mit der Einmessung einer Baugrube an und setzt sich mit dem Innenausbau fort. Wenn wir beispielsweise für einen Neubau ein Gelände vermessen, dann benutzen wir inzwischen Rotationslaser, um festzustellen, welche Erdmasse wo entfernt werden muss. Es gibt kein topfebenes Gelände in der Natur. Das ist unter anderem auch für meine Kostenermittlung wichtig, um eine belastbare Kalkulation erstellen zu können. Aber auch bei Sanierungen im Bestand benötigen wir Messgeräte, um Bestandspläne zu zeichnen. Laserentfernungsmesser, Lasernivelliergeräte oder auch ganz klassisch einen Maßstab oder eine Wasserwaage. Besonders häufig kommt im Innenbereich bei uns der Kreuzlinienlaser LAX 400 zum Einsatz, um wie bereits erwähnt einen Fliesenspiegel an die Wand zu zeichnen oder auch um einen Meterriss anzulegen zur Orientierung. Für die Kontrolle am Bau, beispielsweise des Estrichs, sind eure digitalen, elektronischen Wasserwaagen (TECH 196) sehr praktisch und hilfreich. Gerade die Kontrolle und Abnahme spielt für mich eine wichtige Rolle, weil alle Gewerke nur innerhalb gewisser Toleranzen weiterarbeiten können.

Qualitativ hochwertige Messmittel
Nachwuchs für das Handwerk

Bedingt durch Deine Arbeit hast Du ja auch täglich mit Handwerkern zu tun. Du stehst mit Ihnen in zahlreichen Projekten direkt im Dialog. Wir wissen um die Schwierigkeit, Nachwuchs für das Handwerk zu bekommen. Kannst Du uns aus Deiner Sicht sagen, warum sich eine Ausbildung im Handwerk lohnt?

Ich denke, das Problem des Handwerks ist ein reines Imageproblem. Heute geht es nur noch um Vermarktung. Wer besser seine Werbung positioniert, spricht eine breitere Masse an. Täglich entstehen durch die Digitalisierung neue Berufszweige, die für junge Menschen greifbarer sind als das Handwerk. Es scheint leichter und attraktiver zu sein, sein Geld z. B. als Influencer zu verdienen. Das Handwerk hingehen hat ein eingestaubtes und tristes Image. Würde man sich hier gezielter positionieren, könnte man die jüngere Generation besser erreichen. Unser Bildungssystem verstärkt dieses negative Image. Für nahezu jeden modernen Beruf wird ein Studiengang angeboten. Weshalb dann nicht auch beim Handwerk? Umso wichtiger ist es, das Handwerk zu stärken und die Vorteile und das Besondere dieser Berufe zu beleuchten. Es ist eines der beständigsten Berufsfelder. Es wird immer gebaut, ob Neubauten oder Umbauten/Sanierungen. Man wird kreativ gefordert und erzeugt jeden Tag Neues. Man kann seine Kunden glücklich machen mit seiner Arbeit. Die Handwerker, die die Qualität ihrer Arbeit in den Vordergrund stellen, werden sich von anderen abheben und ihren Platz in der Branche dauerhaft festigen. Wichtig, finde ich, ist, dass die Meister mehr gefördert und gestärkt werden und dass man Angebote und Anreize schafft, um einen Beruf im Handwerk attraktiver zu gestalten. Vielleicht durch individuelle Angebote und gezielte Ausbildungen sowie Studiengänge für bestimmte Handwerksbereiche.

Viele Architekten haben sicher das Thema Energiesparen im Fokus. Was sind Deiner Meinung nach aktuelle „Architektur-Trends“?

Unsere Aufgabe als junge Generation ist es, energie- und ressourcenschonend zu bauen. Das heißt auch, Vorhandenes zu nutzen anstatt abzureißen und zu entsorgen. Es zeichnet sich ab, dass gerade bei jüngeren Bauherren wieder eine größere Nachfrage und ein größeres Bewusstsein nach diesen Themen vorhanden ist; nach Naturmaterialien und mit der bewussten Entscheidung für qualitativ hochwertige Produkte. Interessant und zugleich Spiegel unserer Gesellschaft zu sein, sind in der Architektur die Extreme, denen wir uns zu stellen haben: Auf der einen Seite der Trend zu Tiny-Häusern, in denen Familien auf minimalstem Wohnraum zusammenleben, und auf der anderen Seite große Villen, Luxus-Skyscraper und übertriebene Dekadenz.

Website: www.ideenreichmetz.de  |   Instagram: @ideenreich.metz